Ungehalten bei langen Wartezeiten
Übergriffe in Krankenhäusern: So ist die Situation an den Kreiskliniken
- Hofgeismar
- 2. Mai 2024
- Pressestelle LANDKREIS KASSEL
Kreisteil Hofgeismar – Übergriffe in Krankenhäusern gehören laut einer bundesweiten Umfrage in
Deutschland für viele Pfleger immer mehr zum Arbeitsalltag. Auch in der Region Kassel kommt es
demnach immer wieder zu Vorfällen in Krankenhäusern. Betroffen sind vor allem die Notaufnahmen in
der Stadt.
Während verbale und teils auch körperliche Gewalt etwa im Elisabeth-Krankenhaus Alltag ist, wie die Chefärztin
der Zentralen Notaufnahme Dr. Wagma Mehlhorn kürzlich der HNA berichtete, ist die Situation in den
ländlicheren Kreiskliniken in Wolfhagen und Hofgeismar weniger brenzlig.
Handgreiflichkeiten seien eher die Ausnahme, sagt Pflegedienstleiterin Michaela Grebe. „Wir brauchen kein
Sicherheitspersonal.“ Trotzdem nehmen auch sie und ihr Team wahr: „Die Anspruchshaltung der Patienten hat
sich definitiv geändert in den vergangenen Jahren.“ Patienten und ihre Angehörigen werden beispielsweise
zunehmend ungehalten, etwa bei langen Wartezeiten.
Grebe hat Verständnis dafür. Sie hat selbst in der Notaufnahme in Wolfhagen gearbeitet und weiß: „Patienten
und Angehörige sind oft mit der Situation überfordert, haben Schmerzen oder Angst vor Verlust.“
Hinzu komme ungefähr seit der Corona-Pandemie, dass ein Wir-Gefühl fehlt. „Jeder interessiert sich nur noch für
sich.“ Auch das sei in den Kliniken zu beobachten. Dass Patienten immer älter und kränker, aber auch dement
werden, verschärft die Situation zusätzlich.
Für die Pflegekräfte ist laut Grebe deshalb wichtig, keinen Angriff persönlich zu nehmen und gelassen zu bleiben.
Dafür wird das Klinikpersonal geschult. „Die Kollegen wissen in der Regel, wie sie damit umgehen und machen
das auch gut.“
Die Hemmschwelle für Angriffe sieht Michaela Grebe auf dem Land grundsätzlich noch höher – im Unterschied zu
Kassel. „Der persönliche Bezug ist hier oft noch da.“ Wenn der Ton dann doch mal rauer wird, gibt es oft auch eine
Entschuldigung hinterher, berichtet sie.
Und auch wenn Handgreiflichkeiten gegenüber Pflegern in den Kreiskliniken eher selten sind – im Notfall ist der
Rettungsdienst oder Polizei vor Ort. „Wir sind nicht allein.“ Foto: Landkreis Kassel